Bewegtes Lernen


ist eine Methode, um aktive körperliche Bewegungen in den Unterricht zu integrieren. Sie beruht auf Erkenntnissen zur Förderung der Motivation und Konzentrationsfähigkeit.
Idealerweise finden die Bewegungspausen regelmäßig statt, indem Spiele und Übungen in den Unterricht integriert werden. Die Schüler:innen werden auf Lockerungsphasen eingestellt und können konzentrierter und ruhiger arbeiten. Der Ausblick auf Bewegungseinheiten fördert die Lernatmosphäre. 

Es ist hilfreich als Lehrender die Bewegungseinheiten mit Begeisterung an die Klasse heranzutragen. Dabei kommt es auch mal vor, dass nicht alle Schüler:innen von den Übungen gleichermaßen begeistert oder aufgeschlossen sind. Dann hilft es verschiedene Varianten zu probieren und darüber zu sprechen, was an den Übungen gefällt und wo die Schwierigkeiten liegen.

 

Es braucht Zeit

Bewegtes Lernen im Unterricht ist ein Prozess der nicht so schnell nach anfänglichen Misserfolgen aufgegeben werden sollte. Zu Beginn der Einführung ist die Angst der Schüler zu berücksichtigen, sich zu blamieren. Dieser Stressfaktor kann für Jugendliche Lernerfolge eher hemmen. Ein gutes Klassenklima oder eine gute Lernatmosphäre minimiert den Konkurrenzgedanken. Das gemeinsame Erleben von positiven Lernerfolgen beispielweise durch Lernspiele, lässt Mitschüler:innen zur sozialen Ressource werden, indem Stresssituationen gemeinsam bewältigt werden.

 

Warum wird es funktionieren?

Damit dauerhaft kognitive Aktivitäten möglich sind, benötigt das Gehirn hierfür Sauerstoff und Nährstoffe, die mit dem Blut transportiert werden. Um die Durchblutung anzuregen, müssen wir uns bewegen. Dafür genügen schon kurze Bewegungspausen wie Seilspringen, Kniebeugen oder Liegestütz. - Bis zu dieser Stelle wurden bei der Erarbeitung dieses Blogeintrages 10 Kniebeugen und 5 Klimmzüge getätigt, um die Konzentration aufrecht zu erhalten und aufkommender Müdigkeit zu entgehen - mit Erfolg.

 

Sesam öffne dich

Im Gegensatz zu Lehrkräften verbringen die meisten Schüler:innen die Zeit in der Schule sitzend. Bewegungen erzeugen Unruhe, sie beugen sich über Arbeitsblätter und Tablets um zu schreiben. Die Kontrolle über die eigenen Körpersignale wird genommen, indem sie sich beispielsweise melden müssen, damit der Gang zum Mülleimer oder zur Toilette erlaubt wird. Das hemmt die Motivation sich auf den Lerngegenstand oder den Unterricht zu konzentrieren! Wie oft bewegen wir uns selber in einer Stunde, wenn wir am Bildschirm einen langen Text lesen? Füllen unseren Kaffee auf, noch ein Glas Wasser aus dem Hahn, ein Gang ins Bad oder die Zigarette ehe es weitergeht? Wenn ein erhöhter Energieverbrauch für kognitive Prozesse erforderlich ist und dieser nur mit Bewegung zu realisieren wäre, dann sollten wir doch Bewegung zulassen! Es ist nicht das Ziel, dass permanent Schüler:innen durch den Raum laufen und einen hohen Geräuschpegel verursachen. Das Ziel sind zeitlich abgestimmte Bewegungspausen und die Aussicht auf körperliche Entspannung während der Lernphasen.


 Die Ausschüttung von Dopamin fördert die Motivation. Das Gehirn gibt den Botenstoff frei, wenn ein Ergebnis erzielt wird, dass die eigenen Erwartungen übersteigt. Ein plötzlicher Lernerfolg und Heureka-Momente sind positive Konsequenzen der geistigen Arbeit. Es kommt zur Ausschüttung weiterer Botenstoffe, die als Türöffner für neue Informationen dienen. Es ist vergleichbar mit einem neuen Skill, der freigeschaltet wurde und nun hat man Lust das nächste Level auch noch schnell zu erreichen.
Aktive Bewegung sorgt für ein Ansteigen des Dopaminspiegels und somit zu einer leichteren Ausschüttung. Obendrein steigt das Selbstwertgefühl des Einzelnen und die emotionale Stimmung im Klassenverband. Schüler:innen mit ADHS kommen die Bewegungen während des Unterrichts besonders zu Gute, da in der Regel der Dopaminspiegel niedriger ist, was zu Konzentrationsschwächen führt. 

Bewegtes Lernen ist also kein Garant dafür, dass alle Unterrichtsinhalte die auf Schüler:innen einprasseln plötzlich verstanden werden. Bewegtes Lernen wirkt eher wie ein Katalysator um gute Lernvoraussetzungen auf verschiedenste Ebenen (Körper, Gehirn, Gemeinschaftsgefühl) zu schaffen.


Beispiel für den Wirtschaftsunterricht:

Grundlagen von Rechnungswesen beim Hallenbilanzspiel

Es eignet sich eher für kleinere Gruppen und ist vorerst aufwändig in der Vorbereitung:

Im besten Falle findet was Spiel in der Sporthalle statt, wo viel Platz und alle notwendigen Utensilien zu finden sind. In kleinerer Form ist es auch im Klassenraum möglich.

Wir benötigen pro Team

1 großen Kasten, als ein Büro
4 kleinere Kästen, als Anlange- und Umlaufvermögen und Eigen- und Fremdkapital
Mehrere Softbälle, wovon jeder für 1000 Euro steht
Kärtchen mit Kontonamen
Karten mit Geschäftsvorfällen

Wichtigste Regel:
Mit den Bällen wird nicht gelaufen! Sie bewegen sich nur zwischen den richtigen Kästen.

Die Schüler:innen werden in zwei Teams aufgeteilt. Sie erhalten jeweils eine stark vereinfachte Eröffnungsbilanz und fünf Kärtchen mit den Kontennamen. Sie eröffnen die Konten, indem sie die Kärtchen in die richtigen Kästen legen mit der richtigen Anzahl an Bällen.

Die Lehrkraft ist der/ die Geschäftsführer:in, von ihr holen sich die Schüler:innen die Geschäftsvorfälle ab. Anschließend erstellen sie den Buchungssatz und tauschen die Bälle zwischen den Kästen aus. Mit dem korrekten Buchungssatz erhalten sie einen neuen Geschäftsvorfall.

Am Schluss erhalten sie ein Schlussbilanzkonto zur Kontrolle. Die falschen Beträge müssen sie durch den Basketballkorb werfen. Besseres Team ist das, was als erstes fertig ist.

Tipps: 

https://www.schule.at/lernwelt/bewegungsideen - Für jüngere Klassen

https://www.bosch-stiftung.de/sites/default/files/publications/pdf/2019-11/Bewegung_Bewegungspausen.pdf  - Aufzählung verschiedener Bewegungspausen und Bewegungsanlässe


Buchtipp: 

Christian AndräManuela Macedonia: Bewegtes Lernen: Handbuch für Forschung und Praxis (29,00 EUR)

- Enthält Anleitungen eigene Bewegungsübungen zu eigenen Unterrichts Inhalten zu kreieren.


Links:

https://www.sportkinder-berlin.de/wp-content/uploads/Bewegung-f%C3%B6rdert-Lernen-1910071.pdf 

https://www.germanjournalsportsmedicine.com/fileadmin/content/archiv2013/Heft_10/06_Uebersicht_Leithaeuser_bg.pdf


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