Wann soll ich das bloß alles schaffen? Tipps für ein gutes Zeitmanagement in der Schule.

                                                                                                                                                                                                            Das Gefühl absolut keine Zeit zu haben und zu viele Dinge auf einmal erledigen zu müssen kennt wohl jeder! Im Praxissemester kann es durchaus öfter mal vorkommen, dass man nicht mehr weiß wo einem der Kopf steht und wie man die ganzen Aufgaben alle erledigen soll. Dies ist aber kein Grund zum Verzweifeln! Damit ihr nicht den Überblick verliert, zeigen wir wie man mit einer vorausschauenden und effizienten Zeitplanung gut durch den Schulalltag kommt. Gerade in einem neuen Umfeld, mit vielen neuen und verschiedenen Anforderungen, kann dies sehr hilfreich sein. Im Praxissemester ist es besonders empfehlenswert sich die zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll und überlegt einzuteilen. Dann bleibt durch eine möglichst effektiv genutzte Arbeits- und Vorbereitungszeit auch ausreichend Zeit, um sich vom manchmal stressigen Alltag in der Schule zu erholen. Speziell im WAT-Unterricht erfordert vor allem die Arbeit mit Schüler*innen in der Lehrküche oder der Werkstatt eine sorgfältige Vor- und Nachbereitung des Unterrichts.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Die folgenden Ausarbeitungen zeigen euch verschiedene Möglichkeiten zum besseren Zeitmanagement und können als Anregung für die Planung des Praxissemesters, aber auch darüber hinaus, dienen.

            Was bedeutet Zeitmanagement überhaupt?

Beim Zeitmanagement geht es grundsätzlich um eine überlegte und möglichst genau im Voraus geplante Einteilung der zur Verfügung stehenden Zeit. Dazu gehören sowohl die beruflichen als auch privaten Aktivitäten. Um eine möglichst sinnvolle Planung vornehmen zu können, ist es zunächst  einmal wichtig, sich einen Überblick über die bisherige Zeitnutzung zu verschaffen, um so bspw. die persönlichen Zeitdiebe zu identifizieren, um sich dann im nächsten Schritt mit der Planung zu beschäftigen. Zeitdiebe sind Dinge, welche dich daran hindern an den Aufgaben zu arbeiten die dir besonders wichtig sind. Um deine Zeitdiebe ausfindig zu machen, kannst du dir folgende vier Fragen stellen:


                                                                                                                                                                                                                         vgl. Krapohl 2017 : S.7


Die richtigen Prioritäten zu setzen und sich seine Zeit gut einzuteilen sind zwei grundlegende Eckpfeiler eines guten Zeitmanagements. Die Covey Quadranten sind eine gute Methode, um bei der Planung deiner Zeit wichtiges von unwichtigem und dringendes von nicht dringendem zu unterscheiden. In der Abbildung siehst du, wie sie aussehen:

                                                                                                       vgl. Krapohl 2017 : S.11


Eine Möglichkeit zur Visualisierung deiner bisherigen Zeitnutzung ist das Erstellen einer Mind-Map, in der die unterschiedlichen Bereiche deines Lebens und deren ungefähre tägliche oder wöchentliche Zeiterfordernis eingetragen werden. Die Methode des Mind-Mappings ermöglicht es euch einen  guten Überblick über eure Zeitanforderungen zu verschaffen.

So könnte beispielsweise eine Mind-Map für eure Zeitnutzung aussehen:

                                                                                                                                vgl. Seiwert 2012 : S.20

In die Mind-Map können nun bspw. die unterschiedlichen Rollen (Freund*in/Student*in/Lehrer*in) und deren zeitliche Anforderungen, mit den privaten und beruflichen Aufgaben, Hobbies oder Gegenstände und Dinge, die ebenfalls deine Zeit erfordern, eingetragen werden. Dies ermöglicht dir einen guten Überblick, wie du dir bislang deine Zeit unbewusst oder bewusst eingeteilt hast. Anhand der Mind-Map ist es möglich zeitliche Schwerpunkte und Veränderungspotenziale zu entdecken und deine persönliche Zeitdiebe zu identifizieren. Verbringst du bspw. mit bestimmten Tätigkeiten und Sachen deutlich mehr Zeit, als du eigentlich willst? Trage deine persönliche Zeitdiebe in der Mind-Map auf der roten Linie ein und überlege dir wie du bewusster auf deine Zeitdiebe in Zukunft reagieren möchtest.
(vgl. Seiwert 2012 : S. 20f.)


Wie wäre es bspw. mit einem täglichen Zeitlimit für Internet, Smartphone und Co? Was auf den ersten Moment vielleicht schwer umzusetzen klingt, ermöglicht dir vielleicht eine Pause vom Alltag, die du sowohl zur Entspannung als auch zur effektiven Arbeit nutzen kannst. Das ist natürlich nur ein Vorschlag. Sicherlich fallen dir selbst individuelle Lösungsideen für den Umgang mit deinen Zeitdieben ein.




Bei der anschließenden Planung solltest du möglichst auch den Einfluss der Tageszeit beachten. Sowohl bei der Einteilung deiner persönlichen Zeit als auch bei der konkreten Planung von Unterrichtseinheiten und -stunden hat die jeweilige Tageszeit einen Einfluss auf das Befinden und die persönliche Leistungsfähigkeit. Die REFA Normkurve, die die statistisch durchschnittliche Leistungsfähigkeit in Abhängigkeit von der jeweiligen Tageszeit darstellt, sieht wie folgt aus:

                                                                                    vgl. Seiwert 2012 : S. 71
Der Zeitraum, der sich vom späten Vormittag bis zum Mittag erstreckt, ist chronobiologisch der günstigste Zeitpunkt, sowohl für die Schüler*innen zum Lernen als auch zum Unterrichten, oder Planen für Lehrpersonen. Dies liegt an der Leistungskurve, die die jeweilige Leistungsfähigkeit im Verlauf des Tages darstellt und spezifischen Schwankungen unterliegt. Grundsätzlich sind Pausen, unabhängig davon ob sie nur wenige Minuten oder bis zu einer Stunde dauern, neurophysiologisch und physiologisch sinnvoll und notwendig, damit man sich zwischen den einzelnen Arbeitsphasen, wenn auch nur kurz, erholen, anderweitig beschäftigen und zumindest ein bisschen bewegen kann.
(vgl. Seiwert 2012 : S. 71f.)


Beim Planen solltest du daher auch regelmäßig Zeit für kleine und auch größere Pausen einplanen. Beim entspannten Nichtstun, oder einer schönen Aktivität kann man sich erholen und Kraft für neue Herausforderungen schöpfen.

 Fallbeispiel: Das übervolle Praxissemester?

Marie und Stephan kennen sich schon das ganze Studium. Beide studieren WAT und Mathe auf Lehramt. Als das Praxissemester startete haben sich beide unheimlich gefreut: "Endlich in die Praxis und nicht nur in Vorlesungen und Seminaren sitzen" meint Stephan. Marie pflichtet Stephan bei. Nach sieben Wochen treffen sie sich auf einen gemeinsamen Kaffee, um mal jenseits von Schule und Seminaren in Ruhe zu quatschen. Einen Termin zu finden war nicht leicht! Stephan macht neben der Schule viel Sport. Er ist Triatlet, da muss man viel trainieren. Seine Freundin hat sich schon beschwert, dass er kaum noch Zeit hat. Marie besitzt ein eigenes Pferd, um dass sie sich kümmern muss und hat sich außerdem noch eine Masterarbeit ans Bein gebunden. Da sie nebenbei schon unterrichtet hat, dachte sie, dass sie die Masterarbeit problemlos neben dem Praktikum schreiben könnte. "Man siehst du fertig aus" sagt Marie zu Stephan. "Danke für die Blumen, aber bei dir läuft es wohl auch nicht so rund, oder?" entgegnet ihr Stephan. Marie erzählt Stephan, dass sie viel zu wenig Zeit hat. Sie muss noch den Unterricht für die ganze Woche vorbereiten. Marie plant jede Stunde äußerst sorgfältig und dann kommen auch noch die Dozenten von der Universität zu einem Hospitationsbesuch. Stolz zeigt sie Stephan ihr neuestes Arbeitsblatt. Marie entwickelt alle Arbeitsblätter selber und wenn sie kein passendes Bild im Internet findet malt sie schon mal zwei Stunden lang etwas. Schließlich sollen alle Arbeitsblätter schön und ansprechend aussehen. Stephan schüttelt den Kopf. "Wie schaffst du das alles nur?", fragt er Marie. Marie wird etwas kleinlaut. Nach der Schule fährt sie meist erst zu ihrem Pferd. Einen langen entspannten Ausritt hat sie allerdings schon lange nicht mehr gemacht. Danach hetzt sie nach Hause und beginnt sich an den Schreibtisch zu setzen. Häufig wird sie erst gegen 1.00 Uhr nachts mit allem fertig und hat dann nicht mal was zu Abend gegessen. Stephan geht es auch nicht viel besser. Er trainiert zwar noch regelmäßig aber nicht mehr genug. In der Schule übernimmt er öfters mal Vertretungsstunden und da seine Freundin nicht zu kurz kommen soll, macht er ganz häufig alles auf den letzten Drücker. Das stresst, aber er weiß auch nicht wie er das alles in den Griff bekommen soll. Beide lassen den Kopf hängen, doch dann fällt Marie etwas ein. Du ich habe gehört es gibt da an der Universität Potsdam ein Zeitmanagement Seminar. " Da kann man lernen, wie man Prioritäten setzt, sich die Zeit einteilt und nicht so schnell in Stress gerät. Das ist eine gute Idee", meint Stephan und beide verabreden sich das Seminar unbedingt zu besuchen.


Hier findest du nun am Beispiel von Marie und Stephan praktische Tipps für einen gesunden Umgang mit deiner Zeit.


              Praxistipps für einen gesunden Gebrauch der Zeit in der Schule

Ein häufiger Anfängerfehler bei der Planung von Unterricht ist es nur von Stunde zu Stunde zu denken. Dies führt dazu, dass jede Stunde einzeln geplant und ausgearbeitet werden muss und die längerfristigen Ziele einer Unterrichtsreihe kaum berücksichtigt werden.

- Überlegt euch was ihr in den nächsten vier bis sechs Stunden mit einer Klasse erreichen möchtet und plant die groben Ideen für eure Stunden längerfristig. Berücksichtigt dabei möglichst viele Phasen in denen die Schüler*innen selbstständig arbeiten. Das spart viel Zeit bei der Vorbereitung. Grundsätzlich gilt systematisch und regelmäßig Planen 
   bspw. in einem Kalender oder einer Liste (je nach persönlicher Vorliebe).

- Bei der Unterrichtsplanung kann man sich leicht in Nebensächlichkeiten verzetteln. Liebevoll gestaltete Arbeitsblätter sind etwas wunderbares! Es sollte dabei aber nicht die eigene Gesundheit auf der Strecke bleiben
Beherzige daher die 80/20-Regel:
      80% der Dinge, die wir tun, bringen 20 % an Leistung 
      20% der Dinge, die wir tun, führen zu 80% Verbesserung

- Gerade am Anfang fehlt einem die Erfahrung in der Planung von Unterrichtseinheiten und schätzt daher die dafür benötigte Zeit nicht richtig ein. Schreibt euch in den ersten Wochen auf wie lange ihr an eurem Unterricht plant, um eine realistische Vorstellung davon zu bekommen, wie viel Zeit ihr wirklich für die Planung benötigt.
     
 - Jeder kennt das Gefühl, dass meist nach dem Mitagessen oder gegen Abend einsetzt. Man fühlt sich müde und kann sich nur noch schwer konzentrieren. Grund hierfür ist unter anderem das individuelles Leistungsvermögen, welches sich im Verlauf des Tages verändert. Achtet auf eure individuelle Leistungskurve und plant arbeitsintensive Phasen der Unterrichtsvorbereitung und auch Pausen möglichst passend dazu ein.

 - Neben der Unterrichtsvorbereitung kommen im Praxissemester sicherlich auch bereits einige andere organisatorische und administrative Aufgaben auf euch zu, von denen einige auch mal kurzfristig anstehen können. Plant daher möglichst immer ausreichend große Zeitpuffer für unerwartete Ereignisse in euren Tages- oder Wochenplan ein, sodass  ihr euren Zeitplan bei spontanen Veränderungen flexibel anpassen könnt und nicht in Stress geratet.



20.11.19
Dr. Benjamin Apelojg 
& B.Ed. Anna Eickhorst



Literaturhinweise zum Thema Unterrichtsstörungen 



Deister, W. (2015). Grundkurs Schulmanagement X. Zeit und Selbstmanagement im schulischen Alltag. Jena: Carl Link
Knoblauch, J. ; Wöltje, H. ; Hausner, M. ; Kimmich, M. ; Lachmann, S. (2015). Zeitmanagement. Freiburg: Haufe Verlag.
Krapohl, J. (2017). Schritt 5: Prioritäten erkennen und Zeitdiebe ausschalten. leoSeminare Onlinekurs Stressbewältigung.
Seiwert, L. (2012). 30 Minuten Zeitmanagement. Offenbach: GABAL – Verlag GmbH.
Verriss, T. (2015). Die vier-Stunden-Woche. Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben.



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